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Wo ist Waggon Nr. 1234?

Es nahte mal Wieder ein verlängertes Wochenende, und so stellte sich die Frage, welche Stadt wollten wir wohl diesmal besichtigen. Irgendwie einigten wir uns auf Florenz, und beschlossen, die Leistungen der auch so kundenfreundliche und umweltschonende österreichische Bundesbahn mit ihrem Schlafwagenangebot in Anspruch zu nehmen.

Wir buchten also eine Schlafwagenfahrt von Wien nach Florenz und wieder zurück, sowie ein paar Nächte in einem Hotel in Florenz. Wir besorgten uns noch Ketten und Vorhangschlösser um das Abteil entsprechend abzusichern, weil man damals relativ viel von Überfällen in Schlafwägen hörte, und brachen am Abend vom Wiener Südbahnhof auf. Wir kamen am Morgen ziemlich pünktlich in Florenz an, fanden den Weg zum Hotel, und alles nahm seinen erwarteten Gang.

Florenz ist eine schöne Stadt, wirklich einen Besuch wen, und es zahlt sich auch aus, die Umgebung zu besichtigen. Wir hatten einen schönen Aufenthalt.

Doch es kam der Abend, an dem wir wieder zum Bahnhof mußten. Immerhin wollten wir wieder über Nacht die Strecke zwischen den beiden Städten zurücklegen. Am Bahnhof fand ich den Bahnsteig heraus, und schaute auf den Wagenstandsanzeiger. Es war schon komisch, daß die Waggonnummern dort alle dreistellig waren, die auf unserer Reservierungskarte jedoch vierstellig. Wir hatten aber noch Zeit, und ich wollte keine Panik machen. Wir gingen also noch ins Bahnhofsrestaurant.

Etwa eine halbe Stunde vor Abfahrt beschlossen wir doch, unseren Waggon aufzusuchen. Wir gingen den Zug entlang, und fanden ihn nicht. Komisch, die Waggonnummern waren wirklich dreistellig. Wir fragten den Schaffner, und es stellte sich heraus, daß es diesen Waggon wirklich nicht gab, und auch nie gab auf diesem Zug. Wir waren also die ganze Nacht in einem normalen Abteil, das machte so werklich Freude. Was sich der Schaffner anhören mußte, war nicht mehr ganz fein, auch wenn er am wenigsten dafür konnte.

Das wir weder ausgeschlafen, noch erholt, sondern ausgesprochen müde und mit Kreuzschmerzen in Wien ankamen, war wohl klar, und daß sich natürlich niemand für den Fehler verantwortlich erklärte, sondern jeder den anderen beschuldigte, ist auch klar. Das Reisebüro beschuldigte den Veranstalter, der die österreichische Bahn, und die wieder die italienische. Ebenso einfach wäre gewesen, wenn sich herausgestellt hätte, daß die Österreichische Bahn schuld gewesen wäre, weil die nach K & K Schienentranspongesetz, oder wie das halt jetzt heißt, sowieso für nichts gerade stehen muß, und sich dem Kunden gegenüber alles ertauben kann.

Vielleicht ist daran aber garnicht die ÖBB schuld, sondern Italien, das mich als Reisenden nicht möchte. Ich bin schon viel geflogen (siehe Mehr Flüge als Wochen) und bin auch schon oft knapp umgestiegen (siehe unter anderem USA unter der Brücke), und habe dabei immer noch mein Gepäck wie geplant entgegennehmen können.

Als ich aber einfach für ein verlängertes Wochenende mit einem ganz normalen direkten Linienflug einer Österreichischen Gesellschaft mit Birgit von Wien nach Rom flog, kam unser gemeinsames einziges Gepäckstück nicht an. Wir gingen zum Lost&Found-Schalter, um die entsprechenden Schritte einzuleiten, und konnten nicht einmal eine gedruckte Verlustmeldung bekommen, weil der Drucker gerade nicht in Ordnung war. Wir bekamen jedoch eine entsprechende Referenznummer. Zufällig fehlte auch ein Gepäckstück einer Dame, die einer Reisegruppe angehörte, und ihr Reiseleiter half ihr, die entsprechende Meldung zu machen. Da ich mich jedoch in Rom nicht so genau auskannte, und es bei vielen Flughäfen günstigere Möglichkeiten gibt, in die Stadt zu kommen, als mit dem Taxi (in Heathrow zum Beispiel mit der U-Bahn, in Amsterdam gibt es einen Zug), fragte ich einfach den Reiseleiter.

Irgendwie dürfte er meine Frage falsch verstanden haben, oder er war besonders freundlich, er meinte jedenfalls, er würde uns im Reisebus der Gruppe mitnehmen, und uns im Zentrum absetzen. Da wir nicht gleich zum Hotel mußten, da wir sowieso kein Gepäck zum abgeben hatten, war uns das sehr recht. Natürlich bekam der Reiseleiter Trinkgeld, das, wie ich später erfuhr, ungefähr einem drittel der Kosten eines Taxis, und der Hälfte einer Bahnkarte entsprach. Durch den verschwundenen Koffer sind wir sehr günstig in die Stadt gekommen.

Nachdem wir einige Zeit durch die Stadt gegangen sind, beschlossen wir, doch mal ins Hotel zu schauen, immerhin könnte, der Koffer schon da sein, und wir uns etwas frisch machen. Beim Einchecken fragten wir, ob unser Gepäck schon da sei, doch die Rezeptionistin meinte gleich, das käme oft vor, und dann kommt der Koffer meist erst am nächsten Tag. Es war Samstag, und wenn am nächsten Tag doch kein Koffer käme, hätten wir nicht einmal eine Möglichkeit gehabt, etwas einzukaufen.

Ich rief den Flughafen an. Der Koffer war noch in Wien. Ich rief eine Stunde später an. Der Koffer war in einem Flugzeug, und als ich zum dritten Mal anrief, war er irgendwo. Mir wurde die Sache zu unsicher, und wir beschlossen, das nötigste für zwei Tage einkaufen zu gehen. Wir ließen uns ein entsprechendes Geschäft sagen, und besorgten von Zahnbürste über Unterhosen bis zu Hemden alles, was so unbedingt nötig ist. Die Rechnung machte etwa 2.000,- Schilling aus. Am Sonntag zu Mittag war unser Koffer im Hotel.

Trotzdem wollte ich mir das nicht so ohne weiters gefallen lassen. Ich erkundigte mich bei der Fluglinie, was da zu machen sei, und schickte die entsprechenden Unterlagen (Originalticket, Originalrechung, ...) eingeschrieben an Lauda-Air. Wenige Tage später bekam ich ein Fax, daß sie um Geduld bitten, weil die Bearbeitung etwas Zeit benötigen würde, und etwa drei Wochen später wurde mir der gesamte Betrag Überwiesen. Seither trage ich manchmal Hemden, die mir Lauda-Air bezahlt hat.

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23.08.2008 19:27