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Whisky- und Bierrundreise

Mich faszinieren viele Gegenden, aber grundlegend bevorzuge ich Reisen in Länder, wo ich mich gut verständigen kann. Dadurch werden insbesondere alle englisch- und französischsprachigen Länder angenehmer. Es hat nun mal Vorteile, wenn man sich in der Landessprache durchschlagen kann.

Ich habe schon während meiner Schulzeit mehrfach ein Monat bei Familien in den verschiedenen Gegenden von England verbracht, meist a&r eher am südlichen Ende der Insel. Eine England- Schottland-Rundreise war daher eine ausgesprochen gute Idee, natürlich mit ein paar Tagen Musicals in London danach.

Bei dieser Runde gab es einen ganz besonderen Glücksfall: Obwohl sich die Paarung Busfahrer und Reiseleiterin vor dieser Reise noch nicht kannten, spielten sie perfekt zusammen, Die Reiseleiterin hatte enorme Fachkenntnis, und brachte sie in entsprechend britischer Art hinüber, und der Busfahrer kannte alle lokalen Geschichten.

Ein Beispiel zur britischen Art der Reiseleiterin: Als wir am ersten Tag aus London hinausfuhren machte sie uns auf das wichtigste Spital Londons aufmerksam - das in dem sie geboren wurde. Das zweit wichtigste war das, wo Prinzessin Dì ihre Söhne auf die Welt brachte.

Der Busfahrer konnte nicht deutsch, aber er erzählte der Reiseleiterin die lokalen Geschichten. Manche davon erzählte sie weiter, doch ich hatte das Glück, bereits das englische Original zu verstehen. Die Rundherum-Information, die sich in keinem Reiseführer findet, war spannender, als alles andere.

Die britische Einstellung und Lebensart ist sicher eigenartig und gewöhnungsbedürftig. Sie hat aber den einen oder anderen Aspekt, wo man sich etwas abschauen kann, zum Beispiel ein typisch englisches Frühstück, oder die Ausstattung sämtlicher Hotelzimmer mit Wasserkocher und Tee. Englischen Kaffee kann man kaum trinken, schlechter ist nur noch der amerikanische, und knapp besser der deutsche. Aber der Tee ist seinen Genuß wert.

Ein weiteres Nahrungsmittel der Engländer, über das man lange diskutieren kann, ist das englische Bier. Ich halte auch dieses für gewöhnungsbedürftig, nur schaffe ich es mittlerweile, mich innerhalb eines Pints (ungefähr ein Grügerl) daran zu gewöhnen, und dann schmeckt es wirklich. Es war aber durchaus ein weiter, eine ganze Rundreise dauernder Weg dorthin.

Der Busfahrer bei unserer Rundreise war so ein richtiger Bier-Fan. Er erklärte mir auch schon ziemlich am Anfang, daß alles, wo das Bier nicht gepumpt wird, sondern wie bei uns mit Druckkohlensäure aus dem Zapfhahn kommt, zu vergessen sei. Das einzig wahre ist ein Draft, ein Bier, das mit diesen langen Hebeln gepumpt wird, aber nicht so ein dunkles Ale. Diese Biere sind nur wenig dunkler als unsere, haben aber eine ganz andere Konsistenz.

Ich war am Anfang ziemlich skeptisch, aber auch neugierig. In England gibt es nämlich noch ein Gesetz, daß jedes Pub auch mindestens ein paar lokale Biersorten führen muß, damit die Vielfalt erhalten bleibt, und der Bier-Monopolismus etwas unterbunden. Und unser Busfahrer kannte all diese Biere. Bei jedem Pub, an dem wir vorbei kamen, erklärte er mir, welches Bier ich trinken sollte. Ich wurde ein Fan britischen Biers, aber nur auf der Insel.

Was der Busfahrer Fan von Bier war - er trank aber wirklich nie, wenn er noch fuhr - war die Reiseleiterin Fan von Single Malt Whiskys. Damals mochte ich Whisky überhaupt nicht. Bei den wenigen hochprozentigen Getränken, die ich pur trank, bevorzugte ich die verarbeitete Frucht der Weinrebe.

In Edinburgh bot unsere Reiseleiterin an, am freien Abend jeden der will auf ihrer Pub-Tour mitzunehmen. Wir besuchten etwa vier oder fünf Pubs, und ich lìeß mir je durchaus zwei oder drei Whiskys empfehlen. Die Preise eines Mitteldings zwischen kleinem und großen (britische Maße sind immer außerhalb jeder Norm) lag bei dem eines Grügerls. Seither stehen in meiner Bar etwa zehn bis fünfzehn Flaschen verschiedener Single Malts. Kann ich nur empfehlen.

Díe Landschaft Schottlands hat ihren ganz besonderen Reiz. Ein Teil davon liegt darin, daß alles ausgesprochen schön grün ist. Überlegt man sich, wie das sein kann, dann erkennt man auch schon einen Nachteil, es regnet auch entsprechend oft. Trotzdem, oder gerade deswegen, und zusammen mit den Nebeln strahlt die Landschaft eine ganz besondere Ruhe und Beständigkeit aus. Das muß man auf sich wirken lassen.

Loch Ness sahen wir Übrigens nur in tiefsten Nebel.

Wenn soeben die wichtigsten alkoholischen Getränke Englands behandelt wurden, ist es auch angebracht, gleich über eine andere Besonderheit Britanniens in diesem Zusammenhang einzugehen. Als wir wieder in London waren, hatten wir Durst. Zu unserer großen positiven Überraschung hatten sogar Supermärkte offen. Das war zu einer Zeit, als man in Österreich als Gotteslästerer angesehen wurde, wenn man nur leise an diese Möglichkeit dachte.

Wir gingen also in den Supermarkt und nahmen uns ein paar Dosen Bier, vielleicht eine Flasche Wein ganz normal aus dem Regal, nur an der Kassa durften wir sie nicht bezahlen. Es war vor l6:00 Uhr, und Alkohol darf erst ab 4 Uhr p. m. verkauft werden. Wir mußten etwa 10 Minuten vor der Kassa warten.

Ähnlich unpraktisch ist auch die Sperrstunde der Pubs. Es ist fast unmöglich, nach 23:00 noch ein Bier zu bekommen. Die Pubs müssen zusperren. Nach dem Besuch eines etwas später beginnenden, vielleicht etwas längerem Theaterstücks kann man nicht einmal mehr etwas trinken gehen.

Wie sagte schon Asterix: Delirant isti Britani.

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23.08.2008 19:27