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USA Rundreise

Ich war meist aus beruflichen Gründen in den Vereinigten Staaten. Nach meiner ersten USA-Reise (siehe auch USA die Erste) versprach ich allerdings meiner Frau, daß wir eine USA-Rundreise machen würden. Eine Rundreise mit elf Starts und Landungen in vierzehn Tagen, und den wichtigsten Städten jeweils relativ kurz.

Das wir in den Städten immer nur recht kurz waren, störte aber nicht wirklich. In den USA gibt es in einer Großstadt wahrscheinlich gleich viele Sehenswürdigkeiten wie in der wiener Innenstadt in vier Häuserblöcken. Die Rundreise verlief, wie man sich halt so eine Rundreise vorstellt, und wir sahen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von New York, Kalifornien, Las Vegas und Florida. Außerdem hatten wir einen ausgesprochen guten Reiseleiter, dem sein Job wirklich Freude machte.

Ich bin grundlegend ein sehr friedlicher Mensch, und daher hat es mir damals in New York überhaupt nicht gefallen. Die Atmosphäre in der Stadt lag so richtig voll Aggression, auch wenn wir nur in Stadtteilen waren, die als ungefährlich galten. Nur weil ich versehentlich jemanden am vollen Gehsteig angerempelt habe, wäre ich fast in eine Schlägerei geraten. Das hat sich aber in der zweiten Hälfte der 90er deutlich geändert. Bei meinem Musicalbesuch in der Stadt (siehe USA unter der Brücke) war das deutlich anders.

San Francisco war unser nächster Stop, und dort ist die Atmosphäre deutlich anders. In einer Stadt, wo sich Schwule und Lesben durch eine Regenbogenfahne an ihrem Haus deklarieren, muß das auch anders sein. Bei meinem ersten Besuch in dieser Stadt (Siehe USA die Erste) habe ich das auch schon erlebt.

Da mein Vater ein ausgesprochener Fan diverser Schalen-, Krusten- und sonstiger Meeresgetiere ist, mußte ich ihn in San Francisco natürlich zu den entsprechenden Standln führen, und es blieb uns allen in Erinnerung, wie man nur einen Hummer wie eine „Haße“ von einem Kartonteller essen kann.

Kalifornien durchquerten wir größtenteils mit dem Bus, und so kamen wir mit einem Abstecher in den Nebenbundesstaat auch nach Las Vegas. Auf dem Weg dort hin durchquerten wir eine Windräderfarm. Soweit das Auge reichte standen an einem Bergkamm, eigentlich war es eher ein Hügel, ein Windrad neben dem anderen. Hier wurde Windenergie wirklich zur Stromgewinnung genützt.

Las Vegas ist wirklich so schlimm, wie man es sich vorstellt, dafür ist das Essen dort am günstigsten von den ganzen Staaten. Die Lokale brauchen nichts zu verdienen, Geld wird in dieser Stadt durch das Glücksspiel gemacht. Ich war wahrscheinlich der einzige Besucher dieser Stadt, der nicht einmal einen Quater (25 Cent) verspielte.

Viel wichtiger an Las Vegas sind allerdings die Shows. Hier gibt es Shows, die weltweit sicher zur Spitzenklasse zählen, und wir hatten wirklich Glück. Wir hatten den Mut, uns für bestellte, aber nicht abgeholte Karten für die Zauberer Siegfried und Roi anzustellen, und bekamen auch wirklich Plätze. Andernfalls wären wir ohne Show dagestanden. Der Nervenkitzel wurde aber wirklich belohnt.

Beeindruckend ist auch die Einkaufskultur der Amerikaner. Wie geschrieben fuhren wir mit dem Bus durch Kalifornien, und saßen dabei in einem Gefährt, das konstant für unsere Verhältnisse sehr langsam auf einer schnurgeraden mindestens vierspurigen Straße, natürlich jede Richtung, dahin fuhr. Und an der Kreuzung zweier solcher Straßen stand mitten im Nichts der Wüste ein riesiges Einkaufszentrum, natürlich voll klimatisiert und reichlich besucht. Ich war beeindruckt.

In Florida hatte ich die Gelegenheit, ein kleines Krokodil zu halten, oder vielleicht war es auch ein Alligator, so sicher bin ich mir da nicht mehr. Die Schnauze war aber mit einem Klebeband verschlossen.

Unsere Rundreise hat uns natürlich auch in San Diego vorbeigeführt, und wie es dort für Touristen so üblich ist, machen diese einen Ausflug nach Mexiko in die Grenzstadt Tichuana. Ich weìß nicht wirklich, was daran so toll sein soll, und würde es niemandem empfehlen, aber ich habe dort eine Nachhilfestunde in freier Marktwirtschaft bekommen.

Mein Vater hat sich in Tichuana eingebildet, daß er eine bestimmte der dort relativ oft verkauften Lederjacken haben möchte, war aber aufgrund seiner relativ schwachen Englischkenntnisse nicht wirklich in der Lage in seiner ihm sonst eigenen Art zu handeln. Ich traue mich wetten, daß er durchaus auch einem Händler im Bazar von Istambul noch das letzte Hemd ausziehen könnte.

Also mußte ich einspringen, und die durchaus üblichen Preisverhandlungen durchziehen. Nur ich hatte einen großen Vorteil, ich wollte diese Jacke Überhaupt nicht, und sie gefiel mir auch nicht wirklich für meinen Vater. Das heißt ich verhandelte eigentlich so, daß der Verkäufer nicht darauf einsteigen könnte - dachte ich zumindest, doch er stieg darauf ein, und wir bekamen einen sogar für dortige Verhältnisse ausgezeichneten Preis. Daß ich die Jacke eigentlich garnicht haben wollte, und deshalb so gehandelt habe, gestand ich erst viele Jahre später, bis dorthin galt ich als ausgezeichneter Stratege für Bazar-ähnliche Preisverhandlungen.

Warum wir bei so einer doch relativ einfachen Rundreise auf so viele Flüge gekommen sind, ist eine gute Frage, die sich allerdings leicht beantworten läßt. Die meisten amerikanischen Fluglinien fliegen nicht direkt zwischen großen Städten. Es gibt also nur wenige Flüge die zum Beispiel direkt von San Diego nach Miami gehen. Jede Fluglinie hat ein paar Flughäfen, die so eine Art Drehscheibe für ihre Passagiere sind. Hier werden die Passagiere hergeflogen, um umzusteigen, und zu ihren wirklichen Zielen weiterzureisen. So werden aus eigentlich fünf Strecken, die man mit dem Flugzeug zurücklegen will plötzlich zehn Flüge.

Bei so vielen Flügen kann auch nicht immer alles glatt gehen, aber wir kamen relativ glimpflich davon. Der einzige nennenswerte Vorfall vor dem Rückflug waren die belegten Plätze, die eigentlich für uns hätten reserviert sein sollen. Komischer Weise saßn aber bereits Passagiere auf unseren Plätzen, und hatten wirklich auch Bord-Karten, mit genau diesen Sitzen.

Es stellte sich heraus, daß die anderen Stand-by-Tickets hatten, die zu früh ausgestellt worden waren, und daher unsere Plätze vergeben haben. Die anderen Gäste konnten in der Folge nicht mitfliegen. Es ist, was ich auch bei anderen Gelegenheiten in den USA beobachtet habe, dort bedeutend mehr als in Europa üblich, Flugzeuge zu überbuchen. Jene Fluggäste, die dann schon einen Sitz für einen begehrten Flieger haben, und darauf verzichten, um andere mitfliegen zu lassen, die auch auf der Maschine gebucht sind, bekommen durchaus ganze weiter Flüge geschenkt.

Der elfte Flug war ein Rundflug Über den Gand Canion in einer einmotorigen Maschine. In diesem Flieger wurden wir gewogen, bevor wir einstiegen, damit das Gewicht gleichmäßig ausbalanciert werden konnte. Ich war der schwerste, und mußte daher neben dem Piloten sitzen. Das war mir natürlich sehr unangenehm. Allerdings waren meine Beine bei der Landung etwas verkrampft. Ich konnte sie nicht entspannen, weil ich Angst hatte, dadurch an einem der Pedale, Hebl oder Steuerrad anzukommen.

Zufällig habe ich auch eine Tante in Amerika, das heißt eigentlich eine Großtante, zu der wir fast keinen Kontakt haben. Wegen dieser komischen Zwischenlandungen ergab es sich aber, daß eine dieser Drehscheiben, bei der wir eine knappe Stunde Aufenthalt hatten, eben in der Nähe meiner Tante lag. Wir riefen sie an, sobald wir das wußten, und sie meinte, sie würde natürlich zum Flughafen kommen, der sei ganz in der Nähe, sie führe nur etwas mehr als eine Stunde mit dem Auto. Soviel zur Vorstellung der Distanzen in den USA.

Was mich aber viel mehr verblüffte war, daß meine Tante einfach vor uns stand, sobald wir aus dem Schlauch des Flugzeuges kamen. Sie war direkt am Gate. Mir wurde erst nachher klar, daß man auf den amerikanischen Flughäfen auch ohne Flugkarte durch die Sicherheitskontrolle zu den Gate kann, und daß es auf Inlandsflügen sowieso keinen Zoll gab. Dadurch konnte sie wirklich direkt beim Gate stehen, eine Vorstellung, von der wir in Europa trotz Schengen immer noch weit weg sind.

Das Meerwasser am Strand von Miami hatte Badewannen-Temperatur, und ich traute mich nicht wirklich hineinzugehen. Ich hatte nämlich kurz vorher starke Ohren-Schmerzen, die wir auf Wind nach Baden zurückführten, und ich wollte mir nicht nochmals solche Schmerzen einhandeln, insbesondere in Anbetracht der vielen Klimaanlagen. Monate später fand ein Zahnarzt heraus, daß die Schmerzen von den Weisheitszähnen kamen - ich hätte beruhigt beliebig baden können.

Gemeinsam mit anderen Teilnehmern der Rundreise beschlossen wir, Abendessen zu gehen, und fanden auch am Strand eine durchaus vernünftige Pizzeria. Das war zu Zeiten wo in Österreichischen Pizzerien durchaus kleine und große Portionen angeboten wurden, wo die großen Portionen für Gäste waren, die etwas Hunger hatten. In Miami wurden kleine, mittlere und große Pizze angeboten und wir bestellten nach österreichischen Vorstellungen. Das heißt, daß sich einige durchaus auch eine große Pizza wünschten.

Der Kellner machte uns noch darauf aufmerksam, daß das etwas zu viel sein körnte, aber er wurde ignoriert. Das war unser Fehler, weil eine große Pizza dort reichte mindestens für zwei Personen, wenn nicht sogar für eine ganze Familie aus. Kurz gesagt, wir waren alle mehr als satt, und mußten noch einiges zurückschicken.

Spannend war auch noch der letzte Teil der Rundreise. Der ausgesprochen gute Reiseleiter begleitete uns bis Miami, wo wir von einem anderen Betreuer vom Hotel abgeholt werden und zum Flughafen gebracht werden sollten.

Das Abholen funktionierte noch, und auch der Transport zum Flughafen, doch dort ging das Chaos los. Hier ist noch wichtig zu erwähnen, daß die meisten Teilnehmer der Rundreise fast bis überhaupt nicht englisch konnten. Die Gäste waren auf zwei Maschinen aufgeteilt, die im Abstand von fast zwei Stunden flogen, und wir waren für die erste Gebucht.

Der Reisebegleiter, der uns zum Flughafen brachte, fing aber an, die Leute für die zweite Maschine einzuchecken, obwohl der Abflug von unserer in etwa 20 Minuten war, und allein von unserer Gruppe noch mindestens zehn Leute zum Einchecken waren. Nachdem der Reisebegleiter nicht davon zu Überzeugen war, daß eine andere Reihenfolge besser wäre, habe ich mir einfach einen Mitarbeiter der Fluglinie gekrallt, im kurz die Lage erklärt, und gemeinsam mit ihm den Teil der Gruppe eingecheckt, der den früheren Flieger hatte. Wir erreichten ihn ausgesprochen knapp.

Dieser Flug ging nach New York, von wo wir wieder nach Wien fliegen sollten, aber nicht zum internationalen Flughafen JFK, sondern zum Inlandsflughafen La Guardia. Der Transfer zwischen den beiden Flughäfen sollte erst nach der Ankunft des zweiten Fluges sein, und wir sollten in La Guardia fast zwei Stunden sitzen bleiben. Wie kann ein Reiseveranstalter nur auf so eine Idee kommen?

Wir machten den Transfer auf eigene Faust, und haben es damit sehr gut getroffen. Auch wir standen im üblichen Stau von New York, aber wir mußten nicht wie all jene, die den Bus der Reisegesellschaft benutzten, um unseren Anschluß nach Wien zittern. Wir hatten genug Zeit.

Ein Problem, das bei jeder USA-Reise auftaucht ist die Zeitverschiebung. Für hin läßt es sich aber sehr leicht lösen. Man muß nur die Müdigkeit am ersten Nachmittag durchdrücken, und einfach zu gewohnter Zeit nach Lokalzeit schlafen gehen, dann ist man sofort im Rhythmus. Wie man aber die Zeitumstellung beim Zurück sinnvoll bewältigt, weiß ich bis heute nicht.

Die Vereinigten Staaten sind auch ein guter Boden für Freunde des guten Essens. Als solcher zahlt man entweder Unsummen, oder verhungert. Um zu halbwegs vernünftigen Preísen halbwegs satt zu werden, muß man Fast-Food essen, und das meist in den bekannten Ketten.

Manchmal gibt es aber auch Fast-Food-Läden, die nicht zu einer Kette gehören. Ich war zum Beispiel in Monterey einmal in einem solchen. Ich bestellte einen Burger und bekam einen Teller voll toller Zutaten: Frischer grüner Salat, Gurkenscheiben, Paradeiser, Erdäpfel, knuspriges Sesambrot und ein gutes verschiertes Laibchen. Ich weiß bis heute nicht, wie man daraus so etwas grausliches wie einen Hamburger machen kann.

Eigentlich habe ich schon in einem anderen Kapitel (Siehe USA unter der Brücke) auch über Monterey geschrieben, aber das folgende kann in jeder amerikanischen Stadt vorgefallen sein, und paßt daher besser zur Rundreise. Stolz auf ihre, wenn auch sehr kurze, Vergangenheit haben die verantwortlichen der Stadt auch in Monterey einen sogenannten History-Watk gemacht. Das ist eine durch Tafeln markierte Strecke, die an allen historisch relevanten Bauwerken der Stadt vorbei führt. Jedes dieser Bauwerke ist genau beschrieben, und mg kann lesen, warum es für die Stadt so wichtig ist.

Ich habe mir die Mühe gemacht, diese Strecke wirklich abzugehen, und habe so tolle Gebäude gesehen, von denen ich bis heute nicht weiß, was sonst noch an ihnen besonders war, als daß sie etwas älter als dreißig Jahre waren. Nun ich gebe zu, die Sardinen-Dosen-Fabriken sind schon imposant. Auf der ganzen Strecke waren vielleicht fünfzehn angeblich historisch relevante Gebäude, und ich war über eine Stunde schnellen Schrittes unterwegs. Wenn ich zu Hause einmal um den Häuserblock gehe, sehe ich mehr schönere ältere Häuser mit mehr historischer Signifikanz und bin vielleicht fünf Minuten auf den Beinen.

Boston, wo ich bei anderer Gelegenheit war, hat auch einen ähnlichen touristischen Pfad, der durch einen dicken gelben Strich am Boden gekennzeichnet ist, deutlich länger ist, aber auch ein paar mehr historische Gebäude hat. Boston ist in einem New-England-Staat, und dort ist das kulturelle Erbe doch etwas besser. Immerhin hat man zumindest von der alten Architektur das Gefühl, in England zu sein.

Wirklich spannend an Boston war aber eigentlich nur, wie ich hin gekommen bin. Die Maschine, mit der ich von New York, JFK nach Boston flog, war außen noch aus Wellblech, und flog so niedrig, daß man fast in die Wohnzimmer schauen konnte. Ein interessantes Erlebnis.

Noch ein Wort für Raucher. Rauchen ist in den USA in geschlossenen Räumen praktisch nirgends erlaubt, außer es ist eindeutig so gekennzeichnet. In manchen Bundesstaaten darf es in Lokalen nicht einmal mehr einen Raucherbereich geben. Raucher werden in den USA eindeutig diskriminiert. So müssen zum Beispiel alle Fluglinien, dìe die USA anfliegen, auf allen Flügen von oder zu den USA Rauchen verbieten.

Diese Vorgangsweise hat sich nicht wirklich bewährt, und führt in den Staaten eher dazu, daß stärkere Zigaretten geraucht werden, weil wenn man schon vor die Tür gehen muß, und das kann manchmal eine weite Strecke sein, dann soll sich das wenigstens auszahlen. Ganz wichtig ist daran zu denken, daß Rauchen in der Regel auf jeden Fall verboten ist. Sehr starke Raucher sollten sich vielleicht Nikotinpflaster mitnehmen.

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23.08.2008 19:27