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Ned Schifoan

Als gut erzogener Österreicher muß man Schi fahren können, und ich kann es auch. Trotzdem kommen hier fast keine Geschichten vor, die mit dieser Sportart zu tun haben. Ich habe mir Schi fahren wieder abgewöhnt, obwohl ich lange Zeit sehr gern gefahren bin. Warum ich es mir abgewöhnt habe, kommt später, zunächst ein paar Anekdoten, die beweisen, wie gerne ich gefahren bin.

Ich begann Schi fahren zu lernen mit etwa drei Jahren, und stand danach bis in meine Studienzeit mindestens drei, manchmal bis zu sechs Wochen pro Winter auf den Schi. Ich fuhr jede Piste, und gewann sogar einmal eine Wette mit einem Liftwart, wer bei der Fahrt über die Lifttrasse nach Betrìebsschluß mehr Bogen machen würde.

In einem Dezember während meiner Schulzeit, in dem es in Wien ausreichend Schnee gab, überredete mich ein sehr guter Freund, dazu auf die Hohe-Wand-Wiese Schi fahren zu gehen. Im Schifahrer-Latein würde man diesen Hang einen Deppen-Hügel nennen. Trotzdem, oder wahrscheinlich gerade deswegen gelang ei mir am 23. Dezember, mir den Arm zu brechen. Elle und Speiche des linken Arms war durch, und ich bekam einen Gips bis hinauf zur Schulter.

Dies hielt mich jedoch nicht davon ab, bereits am 1. Jänner wieder auf der Piste zu stehen. Ich verwendete halt nur einen Stock. Schi fahren machte wieder Spaß, auch wenn einmal der Liftbügel im Winkel des Gips hängen blieb, und mich nach der Aussteigstelle noch ein paar Meter weiter zog. Der Liftwart hat etwas geschlafen, aber es ist nichts passiert, und hat meine Laune auch nicht beeinträchtigt.

Einen anderen Winter, als wir wieder einmal, immer noch zu meiner Schul- oder Studienzeit, auf Schiurlaub waren, wollte ich unbedingt bei jedem wetter fahren. Es gab Sturmwarnung, und die Gondel der zweiten Sektion war wegen des Windes eingestellt. Ich konnte nur die erste Sektion mit der Gondel zurücklegen, die zweite saß ich auf einem alten Einzel-Sessellift.

Wo man sonst gut gewärmt aus der Gondel ausstieg, kam ich durchfroren vom Sessellift, und stieg weiter auf zwei weitere Sessellifte, die ganz auf den Gletscher hinauf fuhren. Es war wirklich ziemlich stürmisch, und in den Wind mischten sich noch kleine Eiskörner, trotzdem legte ich die gesamte Route diesen Tag mindestens zwei Mal zurück. Am Abend erfuhr ich, daß es am Gipfel minus 32 Grad Celsius gehabt haben soll, und das bei starkem Wind. Ich hatte eine leichte Erfrierung auf der Wange, war am nächsten Tag aber wieder auf den Schi.

Etwa zwei Saisonen, bevor Kneissel die Bigfoot auf den Markt brachte, kleine Schi kaum größer als der Schischuh, aber etwas breiter, wurde mir das Fahren bei normalen Verhältnissen langweilig. Ich fuhr ohne Stöcke, manchmal nur auf einem Schi, wobei ich die Füße abwechselte, oder versuchte mich mit Schiballett. Sobald die Bigfoot herauskamen, waren sie genau das richtige für mich. Ich fuhr sie meist sogar ohne Stöcke.

Daß ich wirklich gern, und ohne mir zu schmeicheln auch gut Schi gefahren bin, machen meine obigen Erzählungen sicher glaubhaft, und ich war jedenfalls in der Lage, auf mich selbst aufzupassen, und darauf, daß ich niemand anderen gefährdete. Bis zu gewissen Maßen konnte ich auch das Verhalten anderer Pistenbenutzer vorhersehen, und mich darauf einstellen.

Einmal fuhren wir, Birgit und ich, mit einem befreundeten Paar während der Semesterferien nach St. Johann im Pongau, um dem Vergnügen des Schifahrens zu frönen. Der Schnee war toll, das Wetter bestens, und wir natürlich auf der Piste.

Wie wahrscheinlich mittlerweile in den meisten Schigebieten waren die Aufstiegshilfen allerdings schon so ausgebaut, daß sie nicht mehr den Engpaß bedeuteten, der Engpaß, dort wo sich die Menschenmassen stauten, war also nicht mehr vor den Liften, sondern die engen und schwierigen Stellen der Pisten.

Obwohl ich ein durchaus guter Fahrer war, und durch die Ausrüstung mit Bigfoot so wendig, wie kaum ein anderer Pistenbenutzer, wurde es mir aber wirklich deutlich zu viel, als ich einen Hang bewältigen mußte, bei dem pro Mensch ungefähr ein Quadratmeter Platz war, und hier Übertreibe ich wirklich nicht. Vor mir lagen und standen die Leute herum, von hinten kamen Verrückte, die trotzdem ungebremst den Hang hinunterschossen, und ich Überlegte nur mehr, wie ich unverletzt ins Tal kommen würde.


So ist Schifahren wirklich kein Vergnügen mehr, und dieses Erlebnis hat vorerst ausgereicht, als daß ich wirklich keine Lust mehr auf diesen Sport habe. Vielleicht fange ich mit den Kindern wieder an.

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23.08.2008 19:27