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Der Osten im Westen

Relativ kurzfristig vor Weihnachten beschlossen Birgit und ich einmal, daß wir doch über die Ferien wegfliegen wollten. Irgendwie wollten wir uns nicht unbedingt den Sozialstreß antun. Die Randbedingungen waren allerdings relativ eng. Wir konnten frühestens am 23. Dezember nach l2:00 abfliegen, und mußten vor 7. Jänner um sechs in der Früh wieder zurück sein. Abgesehen davon wollten wir es nur einfach weg, um dem Österreichischen Winter zu entfliehen.

Weniger als drei Wochen vor dem Abflugstermin sind derartige Anforderungen aber für jeden Betreuer des besten Reisebüros doch ausgesprochen hoch. Trotzdem fanden wir etwas, was uns noch dazu sehr gut gefiel. Kuba, zunächst etwa eine Woche Rundreise, und dann noch ein paar Tage an einem gemütlichen Strand. Der Flug war uns mit der Austrian Airlines versprochen, also wirklich perfekt.

Der Flug wurde nicht wirklich von der AUA durchgeführt, aber auch so eine russische Tupolev der Kubana (Kubanische staatliche Fluglinie) hat durchaus ihren Reiz (oder war es eine Illushin, jedenfalls das größere). (Siehe dazu auch Kapitel Beschwerde).

Durch das Embargo der USA gegenüber Kuba dürfen kubanische Maschinen nämlich nicht in den USA zwischenlanden, ein Direktflug zwischen Wien und Kuba dürfte aber wegen des Treibstoffs nicht möglich sein. Also mußten wir zunächst nach Halifax in Kanada fliegen, wo aufgetankt wurde, und wo wir sogar weiße Weihnachten hatten. Allerdings durften wir den Flieger nicht verlassen. Erst dann flogen wir weiter nach Kuba. Und das ist ein deutlicher Umweg.

In Kuba selbst klappte alles ausgezeichnet. Die Reiseleitung war in Ordnung, und für Touristen war auch von allem ausreichend vorhanden. Irgendwie war es eine Mischung zwischen dem, was man sich unter klassischem Ostblock vorstellt und einer karibischen Insel. Dazu kam noch, daß man sich etwa 50 Jahre zurückversetzt fühlte, da die Autos, und die schönen Häuser, die man sah, noch aus dieser Zeit waren.

Wir haben uns in Kuba sicher gefühlt, und zwar insbesondere in Bezug auf Gesundheit. Ich war mir jederzeit sicher, im Notfall schnell und kompetent medizinisch versorgt zu werden. Jedes Dorf hat seine eigene Kreuzung aus Arztpraxis und Krankenhaus, das angeblich immer für Notfälle besetzt ist.

Beachtlich war auch noch der Schwarzmarkt. Mit US-Dollar dürfte man alles bekommen haben. Wir wunderten uns immer über die Menschen, die so mitten auf der Autobahn herumstanden, bis der Busfahrer einmal stehen blieb, und mit einem aufgeregt diskutierte. Er hatte irgendein Geflügel gekauft, und über den Preis verhandelt.

Im Bus gab es immer gekühlte Getränke. Natürlich gegen Dollar, der Busfahrer wollte sich auch etwas dazuverdienen. Nur einmal plötzlich nicht, bis sich herausstellte, daß die Kühltasche anderweitig besetzt war. Mit einen Fisch, der gekühlt nach, Hause transportiert werden mußte.

Der Rest von Kuba war mehr oder minder purer Tourismus. Unter anderem Besichtigung von tollen alten Häusern, dem Grab vom Barcadi und einer Zigarrenmanufaktur. Ist wirklich toll zu sehen, wie diese Rauch-Luxus-Wahren produziert werden. Ich habe es sogar geschafft, ein ganzes Tabakblatt zu bekommen, das ich immer noch aufhebe.

Ich habe mir auch den Spaß gemacht, Partagas-Zigaretten zu kaufen. Das sind die, die die Einheimischen rauchen, wenn sie nicht Reste von Zigarrentabak wuzeln. Beides ist wirklich nicht zu rauchen. Nach allem, was ich über die A3 gehört habe, dieses kubanische Kraut ist sicher schlimmer.

Bevor wir zu unserem Badeaufenthalt kamen, hatten wir noch einen Inlandsflug, wieder mit der Kubana, und jetzt ín einer Illushin (oder eben dem anderen vom Langstreckenflug). So etwas habe ich noch nie erlebt und die Hartschalensitze in Polen (Siehe Drei Städte, drei Theater und eine streikende Fluglinie) waren nichts dagegen. Nicht nur, daß wohl alles als Handgepäck mitgenommen wurde, die Sitzreihen waren so eng, wie ich es noch nie erlebt habe. Nicht einmal schräg hatte ich genug Platz, um meine Beine soweit hinunter zu bekommen, daß meine Füße den Boden berührten. Ich saß fast zwei Stunden praktisch mit dem Kopf zwischen den Knien.

Ich weiß nicht, ob die Drinks, die wir während unseres Badeaufenthalts so genossen haben, wirklich um vieles besser waren, als alles, was ich je davor oder danach in Österreich getrunken habe, aber wenn die Bananen praktisch direkt von der Staude kommen (Banana-Daiquiri) oder die Minze frisch gepflückt wurde (Mochìto), und man im warmen Wasser an der Pool-Bar sitzt, und das ganze noch einen Bruchteil dessen kostet, was man sonst zahlt, schmeckt es halt besser. Nur in der alten Hammingway-Bar in Havanna hätte ich nichts getrunken, da habe ich nämlich gesehen, wie das Eis beliefert wurde. In großen Blöcken auf schmutzigen LKWs.

Mir ist noch etwas anderes in Kuba sehr bewußt geworden. Staatsbürger des, großen und starken Amerikas durften zu dieser Zeit nicht dort hin, mir ist zumindest kein Land bekannt, in das ich als Österreicher nicht reisen dürfte. Wir haben es deutlich besser.

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23.08.2008 19:27