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Übermütig

Robinus Marxus war erfolgreich. Über sein Spurenverwischsystem hatte er in der Zwischenzeit vier weitere Firmen gehackt und bei jeder Firma je nach Größe zwischen fünf und 20 fiktive Mitarbeiter und ein bis drei Mietobjekte eingeführt. Sein Netzwerk an getarnten Konten transferierte das Geld in unterschiedlich hohen Summen automatisch durch Daueraufträge mehrfach über diverse Staatsgrenzen bevor es teilweise mehrere Monate verzögert bei verschiedenen karitativen Organisationen landete. Marxus war sehr zufrieden mit seinem ersten Projekt.

Eigentlich haben es ihm seine Opfer viel zu leicht gemacht. Er ist nicht nocheinmal auf eine so gut abgesicherte Firma gestoßen, wie bei seinem allerersten, leider misslungenem Versuch. Ganz im Gegenteil, eine Firma war praktisch überhaupt nicht gegen Angriffe aus dem Internet abgesichert, und bei Organisationen der Größe, mit der er sich hier beschäftigte, verwunderte ihn das schon sehr.

Marxus hatte sich fest vorgenommen, eine Firma, bei der er einmal Mitarbeiter und Mietobjekte eingerichtet hatte, nach möglichst guter Beseitigung seiner Spuren nicht wieder zu besuchen. Daran hielt er sich auch. Nur die Konten musste er etwas genauer beobachten. Er wollte unbedingt verhindern, dass eines dieser Konten überzogen sein würde. Nicht nur, weil er den Banken die damit verbundenen Spesen nicht gönnte, viel kritischer war, dass ein zu weit überzogenes Konto auffallen könnte.

Ihm wurden nämlich die Konten schon zu wenig. Er hatte nur etwa 30 Privatkonten, die er für fiktive Mitarbeiter benutzen konnte, und manche dieser fiktiven Mitarbeiter erhielten schon Gehälter von mehr als einer Firma. Wenn sich ein Mitarbeiter einer Bank so ein Konto anschauen würde, müsste es auffallen.

Daher musste er die verschiedensten Banken immer wieder mittels Internet-Banking besuchen. Außer ihm durfte kein Mensch auf eines dieser Privatkonten schauen, sonst könnte sein ganzes Projekt auffliegen. Er wusste, dass er bei jeder Kontrolle eines Kontos Spuren hinterließ, vertraute hier aber voll und ganz auf sein Spurenverwischsystem, sodass diese nicht zu ihm rückverfolgbar sein könnten.

Die nächsten Nächte verbrachte Robinus Marxus damit, die Kontobewegungen zu beobachten und immer besser aufeinander abzustimmen. Er freute sich immer wieder wie ein kleines Kind, wenn er sah, wie da Geld von großen, reichen, internationalen Firmen wohltätigen Organisationen zu Gute kam.

Darüber hinaus suchte er auch nach weiteren Opfern. Er hatte schon eine Liste von etwa zehn geeigneten Firmen, musste sie aber noch genauer untersuchen, ob sie wirklich für seine Zwecke geeignet waren. Etwa fünf weitere Firmen wollte er noch präparieren, bevor er sein Projekt als abgeschlossen betrachten und sich selbst überlassen konnte. Dann wollte er nie wieder eine dieser Firmen, oder eines der getarnten Konten berühren. Ab dann musste alles allein und vollautomatisch funktionieren. Bis dahin sollte er auch die Kontobewegungen gut genug aufeinander abgestimmt haben.

Die damit verbundenen Aktivitäten beschäftigten Markus die Nächte der nächsten Wochen.

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23.08.2008 19:27